Rabbi Jehuda ben Samuel ha-Chassid (Juda der Fromme, lebte um 1200 in Regensburg) schreibt in seinem „Buch der Frommen“ (Sefer ha-Cassidim):
§15. BESCHEIDENHEIT. Suche Würde und Ehre zu meiden. Wie ist das zu verstehen? Sitzt einer vor seinem Lehrer, und es fällt ihm eine scharfsinnige Frage, die er früher einmal gestellt oder eine treffende Antwort ein, durch die er einmal eine schwierige Frage gelöst hat, so sage er nicht zu seinem Lehrer oder Mithörer: „Ich habe einmal dieses gefragt, ich habe einmal dieses geantwortet,“ sondern er schiebe diese Frage oder Antwort seinem Kollegen oder Lehrer zu, überlasse diesem die Ehre und nehme sie nicht für sich in Anspruch und versage sich den inneren Genuss an einer etwaigen Ehrung oder Belobigung, damit er nicht eitel und eingebildet werde. So finden wir auch, dass Moses zu Josua gesagt hat: „Erwähle uns Männer“, (2. Buch Mose 17,9. Vgl. Midrasch Jalkut z. St.) was auch R. Gamaliel veranlasste, die Festsetzung des Neumonds, die ihm allein zustand, auch als im Namen seiner Kollegen vollzogen zu erklären. So hat auch Gott zu Jesaias (6,8) gesprochen: „Wen soll ich schicken, und wer wird für uns gehen?“
24.6.12
5.6.12
Gott als Großer Bruder?
"Big Brother is watching you! Der Große Bruder sieht
dich!" Dieser Satz verkörpert in George Orwells Roman 1984 den Anspruch
eines totalen Überwachungsstaates, der dem einzelnen Menschen keierlei Platz
für Privates oder Intimes lässt. "Gott sieht alles!" Mit diesem Satz
sollten und sollen bisweilen Kinder davon abgehalten werden, heimlich Dinge zu
tun, die sie nach Auffassung ihrer Erzieher nicht tun sollen. Sieht Gott alles?
Und wenn ja: Was bedeutet das für das Leben der Menschen?
29.5.12
"Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret!"?
Gott sei uns gnädig und segne uns,
er lasse uns sein Antlitz leuchten,
dass man auf Erden erkenne seinen Weg,
unter allen Heiden sein Heil.
Es danken dir, Gott, die Völker,
es danken dir alle Völker.
Die Völker freuen sich und jauchzen,
dass du die Menschen recht richtest
und regierst die Völker auf Erden.
Es danken dir, Gott, die Völker,
es danken dir alle Völker.
Das Land gibt sein Gewächs;
es segne uns Gott, unser Gott!
Es segne uns Gott,
und alle Welt fürchte ihn.
(Psalm 67 nach der Lutherbibel 1984)
21.5.12
Die Welt als Schöpfung sehen
Die Welt
als Schöpfung zu verstehen, heißt nicht unbedingt, der Ansicht zu sein, dass
alles, was es gibt, so, wie es ist, von Gott bzw. den Göttern gewollt ist und
geschaffen wurde. Es gibt z.B. Schöpfungsvorstellungen, nach denen die Welt aus
Urstoffen geschaffen wurde, die der Gestaltungsfreiheit des Schöpfers gewisse
Grenzen setzten, oder nach denen die Welt durch die Bändigung chaotischer
Urmächte geschaffen wurde, die der Schöpfergott besiegt und unschädlich
gemacht, aber nicht völlig vernichtet hat.
8.5.12
Ein Gott, über dem nichts Größeres gedacht werden kann

Anselm von Canterbury (ca. 1033-1109) hat in seinem lateinisch geschriebenen Werk "Proslogion" (Anrede) einen sogenannten "ontologischen Gottesbeweis" vorgelegt. Anselm meint, dass man gar nicht denken kann, dass es Gott nicht gibt, ohne in einen Selbstwiderspruch zu geraten - zumindest wenn es um den christlichen Gott geht (aber dasselbe würde wohl auch für den jüdischen oder den muslimischen Gott gelten). Christen glauben nämlich - so Anselm - dass Gott etwas ist, über dem nichts Größeres gedacht werden kann ("credimus te esse aliquid quo nihil maius cogitari possit"). Ein Gott, der existiert, ist nun aber nach Anselms Ansicht auf jeden Fall größer als ein Gott, der nicht existiert. Demnach wäre ein nicht-existierender Gott gar nicht wirklich Gott, weil man ja über ihm etwas Größeres denken kann, nämlich einen existierenden Gott. Also kann man, wenn man nicht in einen Selbstwiderspruch geraten will, Gott nur als existierend denken. Also muss Gott existieren.
4.5.12
Gott und die Synapsen
In einem Interview in der "Zeit" vom 3.5.2012 sagt die Physikerin Lisa Randall:
Solange Religion Privatsache ist, etwas Persönliches, kommt sie nicht mit der Wissenschaft in Konflikt. Wenn sie aber behauptet, dass Gott oder eine übernatürliche Kraft in die Welt eingreift, dann fordert sie die Wissenschaft heraus, weil die Wissenschaft sagt, dass alles in der Welt nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung geschieht. Wenn jemand behauptet, er habe diese oder jene Entscheidung getroffen, weil Gott ihn geleitet habe - dann riskiert er meinen Widerspruch. Denn ich sage, dass jede Wirkung eine Ursache haben muss und allem eine physikalische Struktur zugrunde liegt. Wenn etwa keine Synapsen in unserem Gehirn feuern würden, dann könnten wir keine moralischen Entscheidungen treffen. Wer wirklich glaubt, dass Gott bei diesen Entscheidungen mitspielt, muss erklären, wie Gott das Feuern der Synapsen beeinflusst.
Darauf entgegnen die Interviewer (Tobias Hürter und Max Rauner):
Die Vorstellung, dass Gott aktiv in den Weltenlauf eingreift, haben die Europäer doch schon im 18. Jahrhundert aufgegeben. Seither gilt eine Arbeitsteilung: Die Religion sagt, was gut und böse ist. Die Wissenschaft untersucht, wie die Welt funktioniert.
Solange Religion Privatsache ist, etwas Persönliches, kommt sie nicht mit der Wissenschaft in Konflikt. Wenn sie aber behauptet, dass Gott oder eine übernatürliche Kraft in die Welt eingreift, dann fordert sie die Wissenschaft heraus, weil die Wissenschaft sagt, dass alles in der Welt nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung geschieht. Wenn jemand behauptet, er habe diese oder jene Entscheidung getroffen, weil Gott ihn geleitet habe - dann riskiert er meinen Widerspruch. Denn ich sage, dass jede Wirkung eine Ursache haben muss und allem eine physikalische Struktur zugrunde liegt. Wenn etwa keine Synapsen in unserem Gehirn feuern würden, dann könnten wir keine moralischen Entscheidungen treffen. Wer wirklich glaubt, dass Gott bei diesen Entscheidungen mitspielt, muss erklären, wie Gott das Feuern der Synapsen beeinflusst.
Darauf entgegnen die Interviewer (Tobias Hürter und Max Rauner):
Die Vorstellung, dass Gott aktiv in den Weltenlauf eingreift, haben die Europäer doch schon im 18. Jahrhundert aufgegeben. Seither gilt eine Arbeitsteilung: Die Religion sagt, was gut und böse ist. Die Wissenschaft untersucht, wie die Welt funktioniert.
30.4.12
Offenbarung, Gerechtigkeit und Weisheit ...

Mose schreibt die Gebote Gottes auf
(Kees de Kort)
Im Buch
Deuteronomium sagt Mose zu den Israeliten:
Seht, ich habe euch
Satzungen und Rechte gelehrt, wie es mir der HERR, mein Gott, geboten hat,
damit ihr danach handelt in dem Land, in das ihr zieht, um es in Besitz zu
nehmen.
So haltet sie und
handelt danach!
Denn darin zeigt sich
den Völkern eure Weisheit und eure Einsicht. Wenn sie all diese Satzungen
hören, werden sie sagen: Was für ein weises und einsichtiges Volk ist diese große
Nation!
Denn welche große
Nation hätte Götter, die ihr so nahe sind wie uns der HERR, unser Gott, so oft
wir zu ihm rufen?
Und welche große
Nation hätte Satzungen und Rechte, so gerecht wie diese ganze Weisung, die ich
euch heute gebe?
(Deuteronomium 4,5-8)
20.4.12
Der HERR hat gegeben, der HERR hat genommen ...

Der kranke Hiob wird von seiner Frau gepflegt (Albrecht Dürer)
5.4.12
Das Böse durch das Gute besiegen
"Lass dich vom Bösen nicht besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute", schreibt Paulus (Römerbrief, Kap. 12). Was er damit meint, erläutert er folgendermaßen: "Vergeltet niemandem Böses mit Bösem, seid allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht! Wenn möglich, soweit es in eurer Macht steht: Haltet Frieden mit allen Menschen! Übt nicht selber Rache, meine Geliebten, sondern gebt dem Zorn Gottes Raum! Denn es steht geschrieben: Mein ist die Rache, ich werde Vergeltung üben, spricht der Herr. (Vgl. Deuteronomium 32,35.) Vielmehr: Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen; wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken. Denn wenn du dies tust, wirst du feurige Kohlen auf seinen Kopf sammeln. (Vgl. Sprüche Salomos 25,21f.)"
1.4.12
Die Leidensgeschichte Jesu - fromme Aneignung und historische Kritik

Hans Hirtz - Die Gefangennahme Christi (um 1450)
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