Posts mit dem Label wahrheit werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label wahrheit werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

17.10.16

Kinderfragen mit irgendwelchem Unsinn beantworten?

Im heutigen "Migros-Magazin"* schreibt eine Mutter, dass ihre Tochter sie im Wald dauernd fragt, "wie etwas heisst, ein Baum, Strauch oder Pilz. Dann erfindet man schnell etwas..."

Ich finde das ein wenig schockierend.

Warum sagt sie nicht einfach: "Ich weiss es nicht"?

Warum macht sie nicht ein Foto mit ihrem Handy und versucht dann zu Hause (oder sogar in einer Bibliothek) gemeinsam mit ihrer Tochter herauszufinden, was das für ein Baum, Strauch oder Pilz war?

Keine Zeit? Keine Lust? Lieber das Kind mit irgend einem Quatsch abspeisen, damit es Ruhe gibt?

So bringen wir unseren Kindern bei, dass es auf die Wahrheit nicht ankommt. Hauptsache, man kann auf jede Frage irgend etwas antworten. Da muss man sich nicht wundern, dass Leute wie Donald Trump Erfolg haben.

Zur Ehrenrettung der Mutter muss gesagt werden, dass sie schreibt, sie informiere sich jetzt besser über Pilze. Immerhin!

Aber warum zeigt sie ihrer Tochter nicht lieber, wo und wie man solche Informationen findet?

* Migros Magazin 42, 17.10.2016, Seite 5. (www.migrosmagazin.ch)


7.6.15

Ist Religion ein Placebo bzw. eine hilfreiche Illusion?

Psychologen sagen: Es ist gut für die seelische Gesundheit eines Menschen, wenn er oder sie das Gefühl hat, das eigene Leben einigermaßen unter Kontrolle zu haben und nicht nur ein kleines Rädchen in einer großen Maschine zu sein oder wie eine Nussschale auf den Wellen des Meeres vom Leben getrieben und durchgeschüttelt zu werden, ohne Grund, Sinn und Ziel. Menschen, die davon überzeugt sind, dass sie Herausforderungen bewältigen können und den Schwierigkeiten des Lebens gewachsen sind, werden mit Krankheiten besser fertig als andere. Dabei ist es oft gar nicht wichtig, ob sie wirklich selbst bestimmen können und die Kontrolle haben. Schon wenn sie das meinen, ist und geht für sie alles besser. (Jürgen Margraf in GEO kompakt Nr. 32, 2012)

Religionen können Menschen das Gefühl geben, alles unter Kontrolle zu haben - oder doch wenigstens da, wo sie den Lauf der Dinge nicht (mehr) unter Kontrolle haben, nicht völlig ohnmächtig zu sein, sondern noch etwas tun zu können, z. B. ein Ritual durchführen, in Gebeten die Götter zur Hilfe rufen, oder auch die Götter anklagen oder beleidigen, um sie zum Eingreifen zu provozieren. Oft wird es dann nach einiger Zeit so aussehen als hätten die religiösen Aktivitäten geholfen (wenn sie nicht tatsächlich geholfen haben). Und wenn nicht, haben die Menschen dann vielleicht genügend Kraft und Selbstvertrauen gewonnen, um ihre Notlage zu lindern oder sie doch wenigstens besser ertragen zu können.

Beruht vielleicht darauf der große Erfolg der Religionen in der Geschichte der Menschheit? Ist es für diesen Erfolg vielleicht gar nicht so wichtig, ob eine Religion mehr auf Wahrheit oder mehr auf Irrtümern und Illusionen beruht? Zerstört die Religionskritik (und schon die kritische Erforschung der Religionen in Theologie und Religionswissenschaft) die hilfreiche Wirkung der Religionen, indem sie diese als Placebo-Effekt entlarvt? Schlägt sie den Menschen eine Krücke weg, die ihnen hilft, wieder aufzustehen, nachdem das Leben sie umgeworfen hat? Wenn ja: Ist das gut oder schlecht für die Menschen?