Gehe hin zur Ameise, du Fauler; siehe ihre Weise an und lerne!
Ob sie wohl keinen Fürsten noch Hauptmann noch Herrn hat, bereitet sie doch ihr Brot im Sommer und sammelt ihre Speise in der Ernte. Wie lange liegst du, Fauler? Wann willst du aufstehen von deinem Schlaf? Ja, schlafe noch ein wenig, schlummere ein wenig, schlage die Hände ineinander ein wenig, daß du schlafest,
so wird dich die Armut übereilen wie ein Fußgänger und der Mangel wie ein gewappneter Mann.
(aus Sprüche Salomos, Kap. 6, Übers. M. Luther 1912)
Forschungen von Daniel Charbonneau und Anna Dornhaus (University of Arizona, Tucson) haben gezeigt, dass nur 2.6 % der Ameisen in einer Kolonie mehr oder weniger pausenlos arbeiten. 72.6 % arbeiten etwa die Hälfte der Zeit und etwas mehr als 25 % arbeiten gar nicht. Warum das so ist, weiss man (noch) nicht.
Du sollst den Sklaven, der sich von seinem Herrn weg zu dir flüchtet, seinem Herrn nicht ausliefern. Er soll bei dir, in deinem Gebiete, bleiben dürfen an dem Orte, den er sich erwählt, in einer deiner Ortschaften, wo es ihm gefällt; du sollst ihn nicht bedrücken.
Deuteronomium (5. Buch Mose), Kap. 23, V. 15-16 (Zürcher Bibel)
Eines Tages, heißt es, wird man das Bewusstsein eines Menschen komplett auf einen Computer übertragen können. Wenn dann sein Körper stirbt, wird sein Bewusstsein weiter leben. So lange, wie der Computer läuft, potenziell ewig.
Stellen Sie sich vor, dieser Mensch spiele leidenschaftlich gern Klavier (oder Fußball). Wird dann nach dem Tod seines Körpers sein Bewusstsein weiterhin Klavier (oder Fußball) spielen wollen, es aber nicht können, weil es nicht mehr mit Händen und Füßen verbunden ist? Wird es darunter leiden? In Ewigkeit?
Oder wird es sich in seinem neuen "Körper" (Computer) verändern? Wird es darin mit neuen Erfahrungen (Daten) versorgt? Wer bestimmt, welche Daten ihm zugeführt werden? Wird es eines Tages vergessen haben, dass es einmal, vor langer, langer Zeit, kurzzeitig in einem menschlichen Körper gefangen (oder frei?) gewesen ist?
Psychologen sagen: Es ist gut für die seelische Gesundheit eines Menschen, wenn er oder sie das Gefühl hat, das eigene Leben einigermaßen unter Kontrolle zu haben und nicht nur ein kleines Rädchen in einer großen Maschine zu sein oder wie eine Nussschale auf den Wellen des Meeres vom Leben getrieben und durchgeschüttelt zu werden, ohne Grund, Sinn und Ziel. Menschen, die davon überzeugt sind, dass sie Herausforderungen bewältigen können und den Schwierigkeiten des Lebens gewachsen sind, werden mit Krankheiten besser fertig als andere. Dabei ist es oft gar nicht wichtig, ob sie wirklich selbst bestimmen können und die Kontrolle haben. Schon wenn sie das meinen, ist und geht für sie alles besser. (Jürgen Margraf in GEO kompakt Nr. 32, 2012)
Religionen können Menschen das Gefühl geben, alles unter Kontrolle zu haben - oder doch wenigstens da, wo sie den Lauf der Dinge nicht (mehr) unter Kontrolle haben, nicht völlig ohnmächtig zu sein, sondern noch etwas tun zu können, z. B. ein Ritual durchführen, in Gebeten die Götter zur Hilfe rufen, oder auch die Götter anklagen oder beleidigen, um sie zum Eingreifen zu provozieren. Oft wird es dann nach einiger Zeit so aussehen als hätten die religiösen Aktivitäten geholfen (wenn sie nicht tatsächlich geholfen haben). Und wenn nicht, haben die Menschen dann vielleicht genügend Kraft und Selbstvertrauen gewonnen, um ihre Notlage zu lindern oder sie doch wenigstens besser ertragen zu können.
Beruht vielleicht darauf der große Erfolg der Religionen in der Geschichte der Menschheit? Ist es für diesen Erfolg vielleicht gar nicht so wichtig, ob eine Religion mehr auf Wahrheit oder mehr auf Irrtümern und Illusionen beruht? Zerstört die Religionskritik (und schon die kritische Erforschung der Religionen in Theologie und Religionswissenschaft) die hilfreiche Wirkung der Religionen, indem sie diese als Placebo-Effekt entlarvt? Schlägt sie den Menschen eine Krücke weg, die ihnen hilft, wieder aufzustehen, nachdem das Leben sie umgeworfen hat? Wenn ja: Ist das gut oder schlecht für die Menschen?
"Wissenschaftlicher Wettbewerb funktioniert doch heute so: Man steckt sich hohe Ziele, nimmt erst mal den Mund voll. Wenn man dann gewonnen hat, geht es darum, die Vision und das Machbare abzugleichen." Wolfgang Marquardt, Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Jülich bei Aachen, in DIE ZEIT No. 11, 12. März 2015, Seite 39.
damit gott vergeben kann
muss er blut sehen
dachten die menschen
und opferten gott
menschen und tiere
bis sie erkannten
dass das blut genügte
das jesus vergossen hatte
später aber dachten sie
wie grausam
hätte gott nicht auch
ganz ohne blutvergiessen
vergeben können
bis einige merkten
dass nicht gott
jesus gekreuzigt hatte
sondern menschen
und dass nicht gott
opfer gefordert hatte
sondern menschen
weil sie meinten
dass gott sie fordert
da sagten manche
das ganze gerede von gott
ist unsinn
und führt nur
zu sinnlosem blutvergiessen
andere aber meinten
ob wir wohl auch gemerkt hätten
dass man vergeben kann
ohne blut zu vergiessen
wenn wir uns nicht
einen gott vorgestellt hätten
der so ähnlich ist wie wir
aber doch auch anders
und wer vergibt uns
wenn es keinen gott gibt
müssen wir uns dann selbst
entschuldigen