Christian Neuhäuser, Philosophieprofessor an der Technischen Universität Dortmund, schreibt im Zürcher Tagesanzeiger vom 15. Juli 2014:
"Für ein kleines Kind oder einen schwer kranken Menschen ist es nicht demütigend, nicht für sich selbst sorgen zu können. Auch für Schiffbrüchige ist es nicht demütigend, wenn sie auf einer einsamen und unfruchtbaren Insel landen und daher nicht für sich selbst sorgen können. In beiden Fällen gibt es keine anderen Akteure, die sie aktiv oder passiv demütigen."
Deshalb wird ihre Menschenwürde durch Krankheit oder Schiffbruch nicht verletzt.
Da hatten es die Menschen doch noch besser, als es noch Götter oder wenigstens einen Gott gab. Zwar mussten sie Krankheit oder Schiffbruch als Demütigung durch Gott oder die Götter verstehen. Aber sie konnten wenigstens noch dagegen protestieren, dass ihnen durch ihr Unglück ihre Würde geraubt wird. Heute müssen sie einsehen, dass niemand sie demütigt, wenn der Krebs sie zerfrisst oder sie auf einer einsamen Insel verhungern - und den Mund halten.
(Die kleinen Kinder haben wenigstens noch die Hoffnung, eines Tages gross zu sein ...)