27.2.12

Wenn ich schwach bin, bin ich stark

In 2.Korinther 12 berichtet Paulus, dass er einmal in den dritten Himmel und einmal sogar ins Paradies entrückt worden sei. Er wolle sich aber damit nicht rühmen. Denn niemand soll höher von mir denken, als was er an mir sieht oder was er von mir hört. Die Leute sollen sich ihre Meinung über Paulus aus ihren Erfahrungen mit ihm bilden, nicht daraus, was er ihnen über seine spirituellen Erfahrungen berichtet und was sie nicht überprüfen können. Außerdem, schreibt Paulus, wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben, ein Engel Satans, dass er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe. Um dessentwillen habe ich dreimal den Herrn angerufen, dass er von mir ablassen möge. Und er hat zu mir gesagt: Meine Gnade genügt dir, denn die Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung. Sehr gerne will ich mich nun vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi bei mir wohne. Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Mißhandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark (2.Korinther 12,7-10 in Anlehnung an die Übersetzung der Elberfelder Bibel).

20.2.12

Hilf dir selbst, weil Gott dir hilft!

Schaffet, dass ihr selig werdet,
mit Furcht und Zittern!

Denn Gott ist's, der in euch wirkt beides, 
das Wollen und das Vollbringen, 
nach seinem Wohlgefallen.

So hat Paulus an die christliche Gemeinde in Philippi geschrieben (Philipper 2,12f. in der Übersetzung der Lutherbibel von 1984). Die Sätze erscheinen paradox, denn sie fordern die Philipper dazu auf, etwas zu tun, von dem sie zugleich feststellen, dass Gott es bewirkt.

16.2.12

Wer sich verliert, findet sich

So ungefähr soll nach dem Neuen Testament Jesus gelehrt haben – wobei man das griechische tēn psychēn autou statt mit sich auch mit sein Leben oder seine Seele übersetzen kann, und statt verlieren und gewinnen teilweise andere, ähnliche Wörter gebraucht werden:

Markus 8,35: Wer sein Leben retten will, wird es verlieren,
wer aber sein Leben verliert
um meinetwillen und um des Evangeliums willen, wird es retten.

10.2.12

Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht


Dieser Satz von Dietrich Bonhoeffer wird häufig zitiert. Was bedeutet er? Und stimmt er überhaupt?

Wenn es keinen Gott gibt, den es gibt, scheint das nichts anderes zu besagen, als dass es keinen Gott gibt. Denn einen Gott, den es gibt, gibt es nicht, und einen Gott, den es nicht gibt, gibt es ja wohl auch nicht. Sagt Dietrich Bonhoeffer also – ein wenig verklausuliert – nichts anderes als: Es gibt keinen Gott?

Oder will Dietrich Bonhoeffer gerade diese paradoxe Überlegung bei seinen Lesern (und Leserinnen) wachrufen: Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht. Aber einen Gott, den es nicht gibt, gibt es vielleicht doch – ja, wenn es überhaupt einen Gott gibt, dann müsste das vielleicht genau so ein Gott sein, den es nicht gibt. Also nicht: Es gibt keinen Gott, sondern: Gott gibt es nicht. – Aber ist diese Überlegung nicht einfach nur sinnlos? Läuft sie nicht letztlich ebenfalls darauf hinaus, dass es keinen Gott gibt?

7.2.12

Gott besteht auf Wahrheit

In seinem „großen Buch der rabbinischen Weisheit“ (Freiburg im Breisgau 2008, S. 52) präsentiert Jakob J. Petuchowski unter der Überschrift „Gott besteht auf Wahrheit“ die folgende Passage aus dem Babylonischen Talmud (nach b. Joma 69b):

«Moses war gekommen und hatte gesagt: „Der große Gott, mächtig und furchterregend“ (Deuteronomium 10,17).

Da kam Jeremia und sprach: „Fremde zerstören Seinen Tempel. Und wo sind Seine furchterregenden Taten?“ Darum ließ er (in Jeremia 32,17f.) das Attribut „furchterregend“ aus.

Daniel kam und sprach: „Fremde versklaven Seine Söhne. Und wo sind Seine mächtigen Taten?“ Darum ließ er (in Daniel 9,4ff.) das Attribut „mächtig“ aus.

Aber wie konnten Jeremia und Daniel etwas von Moses Vorgeschriebenes auslassen? Rabbi Eleasar sagte: „Weil sie wussten, dass der Heilige, gelobt sei Er, auf Wahrheit besteht, konnten sie keine Unwahrheiten über Ihn aussprechen.“»