29.5.12

"Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret!"?


Gott sei uns gnädig und segne uns,
er lasse uns sein Antlitz leuchten,
dass man auf Erden erkenne seinen Weg,
unter allen Heiden sein Heil.
Es danken dir, Gott, die Völker,
es danken dir alle Völker.
Die Völker freuen sich und jauchzen,
dass du die Menschen recht richtest
und regierst die Völker auf Erden.
Es danken dir, Gott, die Völker,
es danken dir alle Völker.
Das Land gibt sein Gewächs;
es segne uns Gott, unser Gott!
Es segne uns Gott,
und alle Welt fürchte ihn.
(Psalm 67 nach der Lutherbibel 1984)

21.5.12

Die Welt als Schöpfung sehen


Die Welt als Schöpfung zu verstehen, heißt nicht unbedingt, der Ansicht zu sein, dass alles, was es gibt, so, wie es ist, von Gott bzw. den Göttern gewollt ist und geschaffen wurde. Es gibt z.B. Schöpfungsvorstellungen, nach denen die Welt aus Urstoffen geschaffen wurde, die der Gestaltungsfreiheit des Schöpfers gewisse Grenzen setzten, oder nach denen die Welt durch die Bändigung chaotischer Urmächte geschaffen wurde, die der Schöpfergott besiegt und unschädlich gemacht, aber nicht völlig vernichtet hat.

8.5.12

Ein Gott, über dem nichts Größeres gedacht werden kann




Anselm von Canterbury (ca. 1033-1109) hat in seinem lateinisch geschriebenen Werk "Proslogion" (Anrede) einen sogenannten "ontologischen Gottesbeweis" vorgelegt. Anselm meint, dass man gar nicht denken kann, dass es Gott nicht gibt, ohne in einen Selbstwiderspruch zu geraten - zumindest wenn es um den christlichen Gott geht (aber dasselbe würde wohl auch für den jüdischen oder den muslimischen Gott gelten). Christen glauben nämlich - so Anselm - dass Gott etwas ist, über dem nichts Größeres gedacht werden kann ("credimus te esse aliquid quo nihil maius cogitari possit"). Ein Gott, der existiert, ist nun aber nach Anselms Ansicht auf jeden Fall größer als ein Gott, der nicht existiert. Demnach wäre ein nicht-existierender Gott gar nicht wirklich Gott, weil man ja über ihm etwas Größeres denken kann, nämlich einen existierenden Gott. Also kann man, wenn man nicht in einen Selbstwiderspruch geraten will, Gott nur als existierend denken. Also muss Gott existieren.

4.5.12

Gott und die Synapsen

In einem Interview in der "Zeit" vom 3.5.2012 sagt die Physikerin Lisa Randall:

Solange Religion Privatsache ist, etwas Persönliches, kommt sie nicht mit der Wissenschaft in Konflikt. Wenn sie aber behauptet, dass Gott oder eine übernatürliche Kraft in die Welt eingreift, dann fordert sie die Wissenschaft heraus, weil die Wissenschaft sagt, dass alles in der Welt nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung geschieht. Wenn jemand behauptet, er habe diese oder jene Entscheidung getroffen, weil Gott ihn geleitet habe - dann riskiert er meinen Widerspruch. Denn ich sage, dass jede Wirkung eine Ursache haben muss und allem eine physikalische Struktur zugrunde liegt. Wenn etwa keine Synapsen in unserem Gehirn feuern würden, dann könnten wir keine moralischen Entscheidungen treffen. Wer wirklich glaubt, dass Gott bei diesen Entscheidungen mitspielt, muss erklären, wie Gott das Feuern der Synapsen beeinflusst.

Darauf entgegnen die Interviewer (Tobias Hürter und Max Rauner):

Die Vorstellung, dass Gott aktiv in den Weltenlauf eingreift, haben die Europäer doch schon im 18. Jahrhundert aufgegeben. Seither gilt eine Arbeitsteilung: Die Religion sagt, was gut und böse ist. Die Wissenschaft untersucht, wie die Welt funktioniert.